Oberstufe

Von der Grundschule bis zum Abitur – Waldorfschulen bieten Kindern und Jugendlichen einen Lern- und Lebensraum in allen Klassenstufen. So umfasst die Schulzeit von Waldorfschülern einen Lebensabschnitt von der Einschulung bis hin zum Schulabschluss.

Kommen die Teenager nach Beendigung ihrer Unter- und Mittelstufenzeit zur 9. Klasse in die Oberstufe, wird der Klassenlehrer von den Fachlehrern abgelöst. Die Obhut der Klasse übernimmt nun ein Klassenbetreuer, welcher ab sofort Ansprechpartner für die Belange der Schüler und Eltern der Klassengemeinschaft ist.  Er unterrichtet seine Klasse nicht mehr in allen Epochen, sondern nur noch in seinem Fachgebiet. An den morgendlichen Epochenunterricht schließen sich auch in der Oberstufe die Fachunterrichte an. So wie in den vorangegangenen Schuljahren, orientiert sich auch in der Oberstufenzeit der Lehrplan an der Entwicklung der Schüler. Die Urteilsfähigkeit der Jugendlichen wird weiter gefördert. Selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten muss geübt werden und ist wesentlicher Bestandteil eines Unterrichts. Die Oberstufenkollegen greifen nun in konkreter und wissenschaftlicher Form auf das zurück, was in der Unter- und Mittelstufe bei den Schülern bildhaft angelegt wurde.

Auch wenn am Ende der Schullaufbahn der erreichte Abschluss ein wichtiger Bestandteil ist, so liegt der Schwerpunkt während der Schulzeit nicht auf dem Erreichen eines bestimmten Abschlusses, sondern auf dem Erlangen von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die jeder junge Mensch für sein Leben braucht. Dies ist mit ein Grund, warum Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Begabungen möglichst lange in ein und demselben Klassenverbund gemeinsam lernen.

Neben dem kognitiven Lernen soll der Blick für die Lebenswirklichkeit dabei nicht verloren gehen – verschiedene Praktika, wie z.B. das Landwirtschafts-, das Vermessungs- und das Betriebspraktikum, dienen diesem Anliegen und erhalten neben den „normalen“ Unterrichtseinheiten das Interesse an der Welt. Um den Heranwachsenden eine vielfältige und lebenspraktische Ausbildung mit auf den Weg zu geben, umfasst der Fächerkanon der Oberstufe neben den üblichen „Lernfächern“ wie Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen etc. auch handwerkliche, künstlerische und technische Fächer (HKT) wie beispielsweise das Schreinern, das Plastizieren oder die Darstellende Geometrie. Ergänzend hinzu kommen noch Fachunterrichte wie z. B. Musik, Kunst, Eurythmie, Biologie, Geschichte, Sport, etc. welche teilweise bis in das 13. Schuljahr hinein einen wichtigen Bestandteil unseres Bildungsplanes darstellen.

Mit dieser Unterrichtsvielfalt soll das ureigene Interesse an der Welt erhalten, und das Streben nach lebenslangem Lernen veranlagt werden, so dass die jungen Menschen den sich rasch wandelnden Anforderungen der Gesellschaft auch in Zukunft gewachsen sind. Das ist eines der großen Ziele der Waldorfpädagogik heute.

Das Ende der Waldorfschulzeit

Mit dem Ende des 12. Schuljahres endet für die Schülerinnen und Schüler auch die „reguläre“ Waldorfschulzeit. In diesem 12. Jahr wenden die Schüler ihr erlerntes Können nicht nur in einem evtl. angestrebten Abschluss, sondern auch in der Ausarbeitung einer ausführlichen Jahresarbeit an. Hier erarbeitet sich jeder Einzelne ein selbstgewähltes Thema und setzt dieses in Theorie und Praxis um. Eine öffentliche Präsentation zeigt die individuelle Vielfalt dieser Arbeiten und bietet den Mitschülern und der Schulgemeinschaft eine gute Gelegenheit zur Erweiterung des eigenen Wissens.  

Zudem durchlaufen unsere Schüler in diesem 12. Jahr einen künstlerischen Abschluss –  den Eurythmieabschluss. Gemeinsam erarbeitet die Klasse mit ihrem Eurythmielehrer ein bestimmtes Thema und präsentiert ihr Programm in einer öffentlichen Aufführung auf der großen Bühne im Freudenstädter Theater im Kurhaus.

Das wirkliche Ende bildet dann ein weiteres gemeinsames Schauspiel. Im Vergleich zum Achtklassspiel ist dieses Theaterprojekt sehr anspruchsvoll und fordert die Klassengemeinschaft noch einmal kräftig heraus. Gerne erinnert man sich an das gemeinsame Stück in der 8. Klasse und erlebt nicht nur als Darsteller, sondern auch als begleitender Pädagoge oder als Zuschauer, welch unglaubliche Entwicklung die jungen Leute in dieser Zeit durchschritten haben.

Mit einer letzten Studienfahrt schließt die zwölfte Klasse das Schuljahr dann ab – einige verlassen nun die Schule mit der Mittleren Reife, andere bereiten sich jetzt gezielt auf die staatlichen Prüfungen des Abiturs vor.